Die Orgel





St. Christoph - Mainz
Einnahmeregister St. Christoph
St. Petrus - Gau-Bischofsheim
Johann-Peter-Geissel-Orgel


Historie  

Dass Kunstfreunde den Weg nach Gau-Bischofsheim finden, hängt auch damit zusammen, dass 1773 eine ausgediente Orgel von der Pfarrei St. Christoph hierher verkauft wurde und in der Kirche St. Petrus überlebte. In Mainz wäre sie durch den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden. Den Forschungen des Mainzer Orgelgelehrten Dr. Franz Boesken verdanken wir eine gesicherte Dokumentation über den Werdegang dieser ältesten Orgel in Rheinland-Pfalz. Demnach hat der 1636 in Worms geborene Johann Peter Geissel, Sohn des Orgelmachers Georg Geissel aus Gernsheim, die Orgel für St. Christoph in Mainz im Jahre 1667 erbaut. Die Kirche war die Taufkirche des Erfinders des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg. Die Kirchenruine wird als Mahnmal erhalten. Der Vertrag vom 9. Juli 1667 ist noch erhalten und enthält die ursprüngliche Registerdisposition. Es war ein einmanualiges Werk von 9 klingenden Registern, ohne Pedal.
                      
Das Werk kostete damals 450 Florentiner Gulden. Schon J.P. Geissel, der von 1668 bis etwa 1688 Organist an St. Christoph war, nahm im Jahr 1688 erste Veränderungen am Instrument vor. Weil diese Orgel im Jahre 1772 durch einen Neubau des Frankfurter Orgelbauers Ernst Wegmann ersetzt wurde, wurde die Geissel-Orgel nach Gau-Bischofsheim verkauft.  F. Boesken fand den Nachweis im Diözesan- und Domarchiv Mainz als Eintragung im Einnahmeregister (siehe Bild links) von St. Christoph: "Den 3. Merz 1773 hat die Gemeinde Gaubischeim die alte Orgel kauft um 150 fl (Abkürzung: Florin = Florentiner Gulden). Den 1. Januar 1775 abschlag 50 fl. zahlt rest annoch (Frühhochdeutsch: nur noch) 100 fl.  Den 5. April 1776 zahlt abermahl an dem Capitall ab 50 fl. Jtg (Abkürzung: Jahrtag) Pension vom 3. Merz 1774 bis eundem (lat. dem gleichen) 1776 (Abkürzung: pro) 2 Jahr und 1 Monat 1o fl. 12 xr (Abkürzung: Kreuzer)." Es war ein wichtiges Ausstattungsstück für die im Jahr 1725 in Gau-Bischofsheim neu erbaute Barockkirche, die einen Vorgängerbau ablöste.

1847 erfuhr die Orgel Veränderungen im Sinne eines weicheren, romantischeren Klangbildes. Dafür wurden für das helle Nazardregister ein weicher Salicional 8' und für die herausstechende Trompete eine zartere Flöte 8' eingesetzt. Diese Arbeiten führte der Orgelbauer Jakob Koehler aus. Ein selbstständiges Pedal und ein 16' Bass, der hinter dem Werk auf einer besonderen Lade stand, wurde 1870 durch Philip Embach, Mainz, hinzugefügt.
                      
Im Kriegsjahr 1917 wurden zur Kriegsrüstung die Prospektpfeifen beschlagnahmt. Nach dem Krieg wurden die Pfeifen der Mixtur 1' ausgehoben und durch eine neue 3-fach Mixtur 2' ersetzt. Der heutige Bauzustand der Orgel ist das Ergebnis einer Restauration durch die Orgelbaufirma Gebr. Oberlinger, Windesheim im Jahre 1972. Nach dem Stand damaliger Forschung und Restaurationspraxis wurde die Orgel in ihrer Registrierung wieder auf das Klangbild der Geissel-Orgel von 1667 zurückgeführt. Das Pedalwerk wurde beibehalten und um zwei weitere Pedalregister ergänzt.


Disposition 

Disposition J.P. Geissel-Orgel















So genügt die Orgel heute einer Interpretation stilistisch vielfältiger Orgelliteratur und einer lebendigen Gottesdienstgestaltung. Von der alten Orgel des Johann Peter Geissel sind also noch fünf Manualregister und wesentliche Teile des Gehäuses erhalten. Grund genug, dieses voll spielbare Werk als die älteste Orgel in Rheinland-Pfalz und im Bistum Mainz bezeichnen zu dürfen.

Seit 1988 wird dieses ganz besondere Kulturgut des Landes und das Kleinod der kleinen rheinhessischen Weinbaugemeinde wenige Kilometer südlich von Mainz über den gottesdienstlichen Rahmen hinaus den Freunden der Orgelmusik regelmäßig in Konzerten mit namhaften nationalen und internationalen Künstlern präsentiert und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.








Paolo Oreni_G. Frescobaldi_Fiori Musicali 

Paolo Oreni_Freie Improvisation

Rousseau & Georgeault_Quatre Main

F. Rousseau_JSB_Fantasia G-Dur

Die Geissel-Orgel in Gau-Bischofsheim

CD - Auskopplung

Colored Church